mit Gedanken von Milchviehbauer Alois Kramer und ergänzendem Wissen aus der rinderhaltenden Landwirtschaft
„Freilaufende Kühe haben eine Rangordnung und brauchen an die drei Meter Platz, um sich auszuweichen.“
Rinder liegen viel! Sie gehen, um zur Nahrungsquelle zu kommen, fressen hastig und lassen sich dann zum Wiederkäuen nieder. „Dazu kann ich sagen, dass meine Kuh gern in den Stall neigeht. Sie braucht einen ruhigen trockenen Liegeplatz. Und es ist ja so, dass auch wir einen Jahreszeitenrhythmus haben im Winter werden wir ruhiger, schrauben unsere Aktivität zurück, das ist beim Vieh nicht anders. “
Zwischenfrage
Warum kann man Anbindeställe nicht umfunktionieren, indem man die Gestänge rausnimmt und die Kühe einfach frei laufen lässt?
„Zum einen würde der Platz nicht reichen und zum anderen sind Kühe Kühe. Es braucht Struktur und Technik, um zu verhindern, dass sich das Futter mit ihrem Geschäft vermischt. Das läuft nämlich einfach durch und zum Ruhen mögen und müssen sie, auch zwecks Eutergesundheit, trocken und sauber liegen. Darum muss man sich Laufställe wie ein optimiertes Zonenzuhause vorstellen, mit defi nierten Fress-, Trink, Laufund Liegebereichen. Die Liegeboxen sind so bemessen, dass kein Kot reinfällt. Dazu braucht es eine gute Belüftung und möglichst viel Licht. Letzteres ist wichtig, weil Kühe viel Kalzium für die Milch produzieren, wofür der Körper mehr Vitamin D3 benötigt, das wiederum durch Licht entsteht. Aber man muss auch sagen, dass ein Stallumbau sehr viel Geld kostet, oftmals zu viel.“
1, 2, Wiegeschritt
Rinder bewegen sich beim Fressen langsam fort und machen nach jedem Bissen einen sogenannten Weideschritt.
Um eine gute Milchleistung zu erzielen, brauchen Milchkühe Gräser, die einen hohen Zuckergehalt aufweisen sowie eiweiß- und energiereich sind.
„Jetzt im Juni sind sie noch im Laufstall, sie haben bei uns nur von Mitte September bis Ende Oktober Weidegang. Weil die Wiesen am Hof nicht groß genug sind, um die Herde ganzjährig drauf zu lassen. Das würde die Grasnarbe zerstören. Außerdem fressen Kühe draußen sehr selektiv, d.h. wenn man die Wiese mäht, fressen sie auch älteres Gras mit und das verfügbare Futter wird besser genutzt und reicht dann aus. Insgesamt ist wichtig, dass die Kühe viel hochwertiges Grünfutter bekommen, denn damit erhöht sich der Gehalt an Omega-3-Fettsäuren und konjugierten Linolsäuren in der Milch. Diese wirken sich dann wiederum positiv auf die menschliche Ernährung aus.“
Herr Kramer, warum sind ihre Milchkühe daheim und gehen nicht auf die Weide?
„Jetzt im Juni sind sie noch im Laufstall, sie haben bei uns nur von Mitte September bis Ende Oktober Weidegang. Weil die Wiesen am Hof nicht groß genug sind, um die Herde ganzjährig drauf zu lassen. Das würde die Grasnarbe zerstören. Außerdem fressen Kühe draußen sehr selektiv, d.h. wenn man die Wiese mäht, fressen sie auch älteres Gras mit und das verfügbare Futter wird besser genutzt und reicht dann aus. Insgesamt ist wichtig, dass die Kühe viel hochwertiges Grünfutter bekommen, denn damit erhöht sich der Gehalt an Omega-3-Fettsäuren und konjugierten Linolsäuren in der Milch. Diese wirken sich dann wie derum positiv auf die menschliche Ernährung aus.“
Stoffströme
„Man muss sich den Kreislauf klarmachen: Kühe fressen Gras und bei uns noch ein wenig Kraftfutter dazu – daraus entsteht ein Teil Milch, ein Teil Fleisch, ein Teil Methan und ein Teil Gülle. In der Gülle stecken die ganzen Mineralien und Restnährstoffe, die dann den Stoff kreislauf wieder schließen, indem die Gülle als Dünger auf den Wiesen landet. Um das zurückzuführen, was dort entnommen wurde. Die Gülle ist dank unterirdischer Tanks emissionsfrei gelagert und muss vor dem Winter ausgebracht werden. Früher durfte bei Schnee noch gedüngt werden, was in puncto Emissionen besser war, jetzt aber per bundesweitem Gesetz verboten ist. Eine Entscheidung, die nicht gut zu unseren speziellen Wetterbedingungen passt.“
Gar nicht Wurst
„Um ältere Kühe ( = trockenes Fleisch) und nicht so beliebte Teile besser verwertbar zu machen, müssten die Metzger mehr Wursten. Das heißt im Umkehrschluss aber auch, als Verbraucher nicht immer das Vollsortiment zu erwarten, sondern eben das, was da ist.“