Langzeitpflege
Am Talboden wachsen durchschnittlich sieben, auf guten Buckel- und Almwiesen 60 bis 70 verschiedene Kräuter pro Quadratmeter!
„Alle müssen da mithelfen, dass wir das überhaupt schaffen.“ Eine Aussage, die sich auf den enormen Aufwand bezieht, der mit der Bewirtschaftung unserer Berg- und Buckelwiesen einhergeht. Und ihn doch nur theoretisch beschreibt. Denn nur wer selbst einmal zwischen Balkenmäher und Handgeräten auf einer Bergwiese gestanden ist, um auf steilstem Gelände das Heu Richtung Stadl zu rechen, kann die Leistung der Bauern wirklich nachvollziehen. Aber mehr als das. Weil einem dort das Paradies begegnet und man die Artenvielfalt vor Augen hat. Mit seltenen Pflanzen und unzähligen Heuschrecken, die auf den nährstoffarmen Böden zuhause sind. In einem sensiblen Ökosystem, das nur durch die traditionelle Bewirtschaftung erhalten wird.
Buckelwiesen
„Das gibts nirgends anderswo – steil und bucklig.“
Alois Kramer, Krün
Neben den steilen Bergwiesen sind unsere Buckelwiesen eine ganz besondere Landform, von der sich die größten Flächen in der Region um Mittenwald, Krün und Klais, aber auch im Ammertal befinden. Es handelt sich dabei um eine aus der Eiszeit stammende charakteristische Hügelstruktur, die sehr aufwendig zu pflegen ist.
Mähen
Die Pflege von Streu- und Wiesmahdflächen wird bei uns finanziell gefördert. Für viele Bauern ein wichtiges Standbein und gleichzeitig Anreiz, den regionalen Futterkreislauf samt arbeitsintensiver Mäharbeiten am Leben zu erhalten.
Ob im Tal oder am Berg – das Thema Mähen ist ein Spagat. Denn für die Bauern ist das früh im Jahr gemähte Gras als Futter besonders wertvoll, weil es weniger Rohfaser und mehr Eiweiß enthält. Durch letzteres wird die Verdauung angeregt und die Kühe geben mehr Milch. Auf der anderen Seite sind die Wiesenblüher wichtig als Insektenfutter und brauchen ausreichend Zeit, um zu wachsen und sich auszusäen. Das ist maßgeblich für den Erhalt der Artenvielfalt. Dank schonender Bewirtschaftung gelingt der Spagat bei uns vergleichsweise gut. Eine Optimierung könnte sein, die Frequenz und die Tageszeit der Mäharbeiten noch mehr abzustimmen. Denn wer vor 9 Uhr oder nach 16 Uhr mäht – und dabei nicht alles auf einmal – vermeidet die aktive Zeit der Bienen, lässt ausreichend Nektar stehen und gibt der Natur bessere Fortpflanzungschancen.
Stallbezug
Die feuchten Wiesen der Moorlandschaften komplettieren unser vielseitiges Landschaftsbild und werden von den Bauern ebenfalls bewirtschaftet. Das gewonnene Schnittgut wird aufgrund der groben Struktur als Einstreu = „Stra“ genutzt, woher auch der Name Streu- bzw. Strawiesen rührt.
Stankerlkunde
Die wenigsten wissen, was es mit den Stankern auf sich hat. Denn entgegen der Vermutung, dass sie der romantischen Heutrocknung dienen, sind sie eigentlich spontane Rettungsanker. Denn wenn in Zeiten ohne Wetter-App ein Gewitter heranrollte, wurden schnell die Stanker aufgestellt und ihnen das Heu in geballter Form in die holzigen Arme geworfen. Der Regen konnte außen ablaufen und innen blieb die Ernte trocken.
Ein weiterer Identitätsstifter auf unseren Wiesen sind die sogenannten Stradrischen = Streuhaufen. Dem Namen zufolge in feuchten Wiesengebieten anzutreffen, wo Einstreu gewonnen wird. „Drischen“ bedeutet Haufen und „Stra“ meint Streu – um einen Holzstecken herum wird demnach der Schnitt zur Draußenlagerung aufgetürmt. Außerdem gibt es noch weitere regionale Stankermodelle, wie zum Beispiel die „Schwedenreiter“, welche nördlich von Murnau vertreten sind.