Gespräch
Wer Familie Höcker am Riegsee besucht, wird ziemlich dufte empfangen. Denn in ihrem Haus mit lichtem Verkaufsraum für Imkereibedarf und selbsterzeugten Honig liegt natürlicher Wohlgeruch in der Luft und zwischen Frühjahr und Herbst blühen viele Wiesen drumherum. Und genau diese werden hier unbedingt gebraucht. Für ihre nektarsammelnden Mitbewohner, die sie im Nebenerwerb und in großer Zahl betreuen.
Ihr habt 100 Bienenvölker plus Nachzucht,
was bedeutet das?
„Früher gab‘s kein Bauern
ohne Imkern und kein
Imkern ohne Bauern.“
„Dass es bei uns mehr als nur Hobby ist. Wir erzeugen und vermarkten den Honig, verkaufen Ableger, also die Nachzucht, und jetzt auch Pollen als energiereiches Eiweiß für Müslis und Co. Eine weitere Besonderheit ist, dass wir mit unseren Völkern wandern, um sortenreinen Honig zu ernten, da jede Sorte einen ganz eigenen Geschmack hat. In der Löwenzahnzeit ziehen wir alle Völker hier am Riegsee zusammen und wenn er verblüht ist, fahren wir zum Raps Richtung München oder bis nach Südtirol zur Edelkastanie. Und wir betreuen eine sogenannte Belegstelle in Griesen, wo gezielt Königinnen gezüchtet werden.“
Und wie ist es um die Bienen bei uns bestellt?
„Eigentlich muss
um jedes Feld und
jeden Acker eine
Hecke rum.“
„Wir sind bei uns im Landkreis schon im gelobten Land, haben ausreichend Wasser, Pollen und Nektar und aufgrund der klein strukturierten Landwirtschaft die dringend erforderliche Vielfalt. Aber weiter nördlich, wo es mehr Ackerbau gibt, sieht es bereits anders aus, da nimmt das Nahrungsangebot für die Bienen stark ab. Bienen, aber auch alle anderen Insekten und Kleintiere, brauchen Wiesen, die nicht zu oft gemäht werden und dazu „wilde“ Bereiche wie z.B. Hecken als Lebensraum. Die Insekten sind unsere Grundlage, nicht die Biene allein, sondern auch die Bodenlebewesen, die schiachn, dreckigen, unauffälligen. Sie halten den Boden lebendig und sorgen dafür, dass er fruchtbar bleibt.“
Klingt nach vielschichtigen Zusammenhängen…
„Ja, und um den Blick für diese Lebensgrundlage zu schärfen, ist es gut, Bienen zu halten. Du schaust die Natur dann anders an, fragst dich, was blüht denn jetzt, was sammeln sie jetzt. Früher hat‘s auf jedem Hof ein Bienenhaus gegeben. Da haben die Bewohner täglich erlebt, wie abhängig sie von den Bienen und der Vielfalt sind.“
Veronika Höck aus Schwaigen kennt das bis heute so. Sie ist Milchbäuerin im Haupterwerb und führt die hofeigene Bienentradition als Hobbyimkerin fort. Das Thema Mähen scheint ein Dilemma, weil Bienen und Kühe ums Futter konkurrieren? „Die Bienen waren immer da, gehören bei uns dazu. Und als Imker hat man scho einen anderen Blick. Wir pflegen z.B. einen großen Obstgarten, ziehen dort bewusst junge Bäume nach. Und mähen gewöhnlich nur dreimal im Jahr.“
Das Thema Mähen scheint ein Dilemma, weil
Bienen und Kühe ums Futter konkurrieren?
„Rund 80% aller
Nahrungsmittel
sind von der
Bestäubung
abhängig.“
„Da ist es gut, dass es hier noch viele kleine Familienbetriebe gibt, bei denen das Verhältnis Vieh zur Fläche ein angemessenes ist und Böden nicht zu intensiv genutzt werden – diese Struktur ist sehr erhaltenswert, auch für nachfolgende Generationen. Und wir haben das Glück, rundherum noch viel Wald zu haben, sodass die Bienen auch dort Nahrung finden.“
Und wie viel Arbeit steckt in der Hobby-
imkerei?
„Die arbeitsintensivste Zeit ist in den Sommermonaten, wie bei der Landwirtschaft. Bei den Bienen muss man auf jeden Fall wöchentlich durchschauen und das Schwarmverhalten beobachten. Schwärmen heißt, dass sich das Volk vermehrt hat und die alte Königin mit einem Teil auszieht, den man dann wieder einfangen muss. Und es ist sehr wichtig, die Bienen regelmäßig gegen die tödliche Varroamilbe zu behandeln. Darum braucht auch der Hobbyimker eine gewisse Ausbildung.“
Zum Schluss nochmal in die Zukunft geblickt, was wäre für alle Beteiligten wichtig?
„Das Schöne an den Bienen ist, dass immer das Volk entscheidet.“
„Vielleicht, dass man wirklich wieder a bissl wegkommt von derer Riesenleistung. Das muas koa Kuh mit 10.000 Liter sein und es muas auch koa Bienenkönigin sein, die ein Rekordvolk hochbringt – es glangt auch a Mittelmaß!“
Für interessierte Bienenfreunde und angehende Imker gibt es Imkerschulen in Schwaben und Landsberg, aber auch die örtlichen Imkervereine oder Franz Höcker selbst bieten Kurse an. Der Landesverband Bayerischer Imker hat zudem das Projekt „1 Jahr Imkern auf Probe“ etabliert – mehr Infos unter www.lvbi.de.