Dominik Rödel, angestellter Berufsjäger bei der Privatwaldgemeinschaft Oberammergau, ist Hochsitzbauer, Baumschützer, Raufußhuhnzähler und Landwirt des Waldes.
„Die Sozialstrukturen beim Rotwild sind extrem komplex – einmal bei falschem Wind an einer Stelle gehockt, dann kommt da wochenlang kein Wild mehr hin.“
Einen Berufsjäger brauchts …
„ … weil du im Vergleich zum Jagdscheinbesitzer ganz anders ausgebildet bist und in alle Tätigkeiten sehr viel mehr Zeit investieren kannst. Einfach losgehen und totschießen ist demnach eine völlig falsche Vorstellung meiner Arbeit!“
Wie sieht sie dann aus?
„Auf der einen Seite sorge ich natürlich schon dafür, dass vorgegebene Abschusspläne erfüllt werden und der Wildbestand zum Wald passt, sprich nicht zu viele junge Bäume verbissen werden. Wald und Wild sind eng verzahnt. Aber ich arbeite mit Lebewesen und bin mir dessen sehr bewusst! Professionelles Jagen geht mit ethischen Grundsätzen einher. Zum Beispiel, das Tier ohne unnötiges Leid mit einem gezielten Herzkammerschuss zu treffen – sodass es im wahrsten Sinne den Knall nicht mehr hört. Oder nie eine Mutter vom Jungtier wegzuschießen, genauso wie nicht mehr zu jagen, wenn die Winterfütterung beginnt. Dann ist Ruhezeit und ich füttere die Tiere 7 Tage die Woche. Und auch im Sommer fange ich um 5 in der Früh an und komm‘ oft nicht vor 10 auf d’Nacht heim. Nur ein Drittel meiner Arbeitszeit ist jagdbezogen. Den Rest des Tages verbringe ich unter anderem mit Revierpflege, aber auch mit administrativen Aufgaben wie Zählmeldungen zu Tierbeständen. Das bringt viele Bürostunden mit sich.
Aber draußen ist der schönere Teil …
„Ja. Die Natur ist Wahnsinn, wenn man sich damit befasst. Zum Beispiel kann die Gams selbst aus braunem Gras noch Eiweiße gewinnen. Oder beim Reh stagniert im ersten halben Jahr das Wachstum des befruchteten Fötus, damit die Kitze erst im vegetationsreichen Frühjahr auf die Welt kommen. Und beim Rotwild gibt es wirklich einen Platzhirsch, der die meisten weiblichen Tiere decken darf.“